Sprachentwicklungsstörungen (SES)
Sprachentwicklungsstörungen (SES) betreffen die Kommunikation, das Sprachverständnis, den Wortschatz, die Laut- und Satzbildung. Bei einer SES sind oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen.
Ein z.B. zu geringer Wortschatz kann zur Erschwerung der Störung beitragen, weil der Erwerb grammatischer Regeln wie z.B. die Verbkonjugation (ich singe, du singst, er singt …) voraussetzt, dass dem Kind genügend Wörter zum Trainieren der Regeln zur Verfügung stehen.
Die Störungen des Lauterwerbs, des Wortschatzes und der Grammatik können aber auch isoliert auftreten, ebenso wie Störungen der Kommunikation, die dann als „Pragmatische Störungen“ bezeichnet werden.
Was sind mögliche Symtome eines gestörten Lauterwerbs (Dyslalie)?
– s.u. Dyslalie
Was sind mögliche Symptome eines eingeschränkten Wortschatzes (semantisch-lexikalische Störung)?
- das Kind zeigt eine geringe Ausdifferenzierung von Wortfeldern
- Funktionsbeschreibungen sind fehlerhaft und unvollständig
- es verwendet häufig Stereotypien, wie z.B. „äh“, „so’n Ding“ etc.)
- es verfügt über eine eingeschränkte Handlungskompetenz,
- über keine oder wenig Abstraktions- und Symbolmöglichkeiten, das Kind hat Wortabruf- und Wortspeicherungsdefizite
Was sind mögliche Symptome eines Dysgrammatismus (syntaktisch-morphologische Störung)?
- Auslassen von Wörtern, vor allem Artikel und Präpositionen,
- Fehler bei der Personen- und Zeitmarkierung,
- Wortstellungsfehler (fehlender Bezug zwischen Subjekt, Verb, Objekt),
- Verbendstellungen fehlen oder sind falsch konjugiert
Wie machen sich Störungen in der Kommunikation (Pragmatische Störungen) bemerkbar?
- mangelnder Blickkontakt zum Gesprächspartner
- Sprecherwechsel werden nicht eingehalten
- dem Kind fällt es schwer, Regeln einzuhalten
- die nonverbale Kommunikation ist gestört
- das Kind hat Schwierigkeiten kreativ und situationsangemessen mit Sprache umzugehen
Was sind mögliche Symptome einer Sprachverständnisstörung?
- das Kind versteht Aufgabenstellungen zum Teil oder gar nicht
- das Kind tritt aus der Kommunikation aus
- es gibt auf Fragen ausweichende Antworten oder schweigt
Dyslalie – Artikulationsstörung
Von einer Dyslalie spricht man, wenn ein Kind ein oder mehrere Laute nicht richtig bildet, Laute auslässt oder durch andere ersetzt. Der Schweregrad erstreckt sich über eine Bandbreite von nur einem betroffenen Laut bis zu einem Lautbestand von nur wenig korrekt gebildeten Lauten. Je nachdem, wie viele Laute von der Artikulationsstörung betroffen sind, spricht man von partieller (ein oder zwei Laute), multipler (mehrere Laute) oder universeller (fast alle Laute) Dyslalie.
Alle Kinder haben im Laufe ihrer Sprachentwicklung Phasen, in denen sie bestimmte Laute nicht sprechen können. Ob und wann Artikulationsstörungen einer fachlichen Hilfe bedürfen, können nur Logopädinnen / Sprachtherapeuten beurteilen.
Dyslalien werden in zwei Bereiche gegliedert: Störungen des phonetischen Bereichs sowie Störungen des phonologischen Bereichs.
Unter dem phonetischen Aspekt werden Lautbildungsstörungen verstanden. Laute können aufgrund von motorischen Schwierigkeiten nicht korrekt gebildet werden; es handelt sich also um eine Sprechstörung. Das gängigste Beispiel für eine solche Störung des phonetischen Bereichs ist der Sigmatismus („Lispeln“), bei dem S-Laute fehlerhaft gebildet werden.
Der phonologische Aspekt betrifft Lautverwendungsstörungen: Laute können zwar korrekt gebildet, aber nicht gemäß der sprachsystematischen Regeln angewandt werden. Häufig werden sie durch andere, muttersprachliche Laute ersetzt oder ausgelassen. Es handelt sich hierbei also um eine Sprachstörung.
Seltener tritt auch eine Mischform beider Störungen auf, die als phonetisch-phonologische Störung bezeichnet wird. Bei dieser Form bedingen sich Lautbildungs- und Lautverwendungsstörungen gegenseitig.
Die Ursachen für eine Dyslalie können sehr unterschiedlich sein. Eine mögliche Ursache kann die Störung der Hörwahrnehmung sein. Hier arbeitet das Ohr korrekt. Das Gehirn hat allerdings Schwierigkeiten, die Höreindrücke zu verarbeiten. So lernt das Kind nicht, ähnlich klingende Laute wie [k] und [t] oder [sch] und [s] voneinander zu unterscheiden. Es lässt diese Laute aus oder ersetzt sie durch den ähnlich klingenden. Die Ursache hierfür ist meistens eine Einschränkung des Hörens durch Erkältungen, vor allem Mittelohrentzündungen, sowie auch chronische Infekte der Atemwege innerhalb der ersten drei Lebensjahre. In dieser Zeit reift beim Menschen die Hörnervenbahn. Sie ist dafür verantwortlich die Signale vom Ohr zum Gehirn weiterzuleiten. Einhergehend mit dieser Reifung lernt das Kind, die Laute seiner Muttersprache wahrzunehmen, oft deutlich bevor es die Laute auch bilden kann.
Eine weitere Ursache für eine Artikulationsstörung kann eine myofunktionelle Störung sein. In diesem Fall liegt eine Schwäche der Zungen- und Lippenmuskulatur vor, so dass bestimmte Artikulationsbewegungen nicht ausgeführt werden können. Dies kann auch aufgrund der Schwierigkeiten beim Hören verursacht werden. Wenn das Kind unterschiedliche Sprachlaute nicht als solche wahrnimmt, dann experimentiert es nicht mit seinen Artikulationswerkzeugen, bis es alle Laute korrekt produzieren kann. Dies kann zusätzlich dazu führen, dass die Geschicklichkeit von Lippen, Zunge und Gaumen nur unzureichend ausreift.
Fütterstörungen im Baby- und Kindesalter
Fütterstörungen gehören wie Schrei-, Gedeih- oder Schlafstörungen zu den frühkindlichen Regulationsstörungen. Oft treten dabei mehrere Störungen gleichzeitig auf, so haben Kinder mit Fütterstörungen oftmals auch Schlaf- und Schreiprobleme. Im frühen Säuglingsalter treten diese Anpassungsschwierigkeiten häufig vor allem beim Übergang vom Stillen zur Flaschennahrung, bei der Einführung der Beikost oder beim selbstständigen Essen von fester Nahrung auf. Das Auftreten solcher meist harmloser Störungen ist vorübergehender Natur und gehört für viele Kinder mit zu ihrer Entwicklung. Wenn allerdings aus einer solchen kleineren Krise eine ernstzunehmende Regulationsstörung wird, kann dies zu einem großen Problem für die Kinder und die gesamte Familie werden.
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen
Auditive Verarbeitungsstörungen sind Störungen in der zentralen Verarbeitung bei intaktem peripherem Hörvermögen. Die auditive Wahrnehmung besteht aus mehreren Prozessen, die eng miteinander verknüpft ablaufen. Die auditive Verarbeitung beinhaltet die Aufnahme, Filterung und Weiterleitung von auditiven Signalen. Die Wahrnehmung dieser Signale ist ein zentraler Prozess, der zu einer bewussten Analyse und deren Verknüpfung mit Gedächtnisinhalten von auditiven Informationen führt.
Von einer auditiven Verarbeitungsstörung können mehrere unterschiedlichen Leistungen isoliert oder gebündelt betroffen sein:
- Richtungshören
- Lautunterscheidung
- Auditive Mustererkennung (z.B. Rhythmus)
- Ausfilterung der primären auditiven Information aus Nebengeräuschen
- Zeitliche Zuordnung der auditiven Informationen
- Korrekte auditive Leistungen bei unvollständigen oder schwachen akustischen Signalen
- Auditive Aufmerksamkeit
- Auditive Speicherung / Hörmerkspanne
– Auditive Sequenzierung
– Analyse / Synthese
Zentrale auditive Verarbeitungsstörungen treten isoliert oder in Verbindung mit anderen Störungen auf.
Das Vorliegen einer auditiven Wahrnehmungsstörung sollte über eine interdisziplinäre Austestung in Form und Ausmaß überprüft werden.
Myofunktionelle Störung
Bei einer myofunktionellen Störung (MFS) sind Muskelspannung und Bewegungsmuster der äußeren und inneren Mundmuskulatur gestört.
Mögliche klinische Symptome einer MFS
- inkompletter Lippenschluss (teilweise zu kurze Oberlippe), fehlende Muskeldehnung
- gerötete dicke Unterlippe (durch ständiges Lecken), rissig
falsches Schluckmuster -> Zungenprotrusion (Zungenvorstoß beim Schlucken) - vermehrter Speichelfluss (Hypersalivation), evtl. mit perioralen Ekzemen
- Mundatmung
- interdentale Zungenlage
- periorale Ekzeme (Ausschlag im Mundwinkelbereich)
- Grimassieren beim Schlucken (Mitbewegungen, Naserümpfen)
- Ausgeprägte Gaumenfalten (Rugae palatinae)
- hoher, enger Gaumen
- Dysgnathien (Fehlstellung der Zähne)
- Deformationen im Knochenwachstum des Kiefers
- Artikulationsstörungen -> meist s, sch, aber auch bei d, t, l, n
- Eindrücke am Zungenrand (Girlanden)
- Eindrücke an der Wangeninnenseite
- Spannungen und Schmerzen im Gesichtsbereich (Schmerzen bei Kieferöffnung, Knacken, Verkrampfen)
- Kiefergelenksbeschwerden
- Missempfindungen in Mundraum und Hals (»Kloß im Hals«)
- verspäteter Durchbruch der bleibenden Zähne
- und/oderRückfälle (Rezidive) nach Zahn- oder KieferregulierungIm Normalfall sind die Kräfte der Zunge und der übrigen Mundmuskeln ausgeglichen, sodass ein Kräftegleichgewicht herrscht.
Bei einer myofunktionellen Störung ist der von der Zunge ausgeführte Schluckvorgang meist derart gestört, dass die Zunge anstatt gegen den harten Gaumen zu drücken gegen oder zwischen die Front- oder Backenzähne presst. Dadurch ist die Zunge alleine nicht mehr in der Lage, Speichel, Speisen oder Getränke dahin zu transportieren, von wo aus der unwillkürliche Weitertransport geschieht. Die umgebenden Mundmuskeln (Lippen, Kaumuskeln, Kinnmuskel etc.) müssen nun helfen, das entstandene Ungleichgewicht zu kompensieren.
Ursachen für eine myofunktionelle Störung können sein:
- Flaschenernährung des Säuglings: anstelle von richtigem und ausreichend langem Stillen. Dabei spielt die Form und Funktion des verwendeten Saugers eine wichtige Rolle.
- Gewohnheiten: wie Daumenlutschen oder Nägelkauen
- behinderte Nasenatmung: durch Allergien, vergrößerte / entzündete Tonsillen (Mandeln) oder Adenoide (sog. »Polypen«)
- Wachstumsanomalien des Gesichtsskeletts: Progenie (sog. „Nussknackerkinn“), skelettal offener Biss u.a.
- Sekundärsymptomatik bei Lippen-Kiefer- und/oder Gaumenspalten möglicherweise auch durch Vererbung u. a.Selten kann dabei genau festgestellt werden, welche Faktoren ursächlich für das Entstehen einer myofunktionellen Störung verantwortlich sind. Häufig treten mehrere Symptome gleichzeitig auf und erhalten sich in ihren Fehlfunktionen gegenseitig aufrecht.
Wie läuft eine myofunktionelle Therapie ab?
Zunächst wird großer Wert auf den Abbau und die Abgewöhnung eventuellen Lutschverhaltens an Fingern, Schnullern oder anderen Objekten gelegt.
In der logopädischen Behandlung wird die Muskulatur der Zunge, der Lippen und der Wangen gezielt durch entsprechende Übungen aufgebaut. Die korrekte Ruhelage der Zunge und der Lippenschluss werden erarbeitet. Das Einüben des korrekten Schluckvorganges beginnt im allgemeinen mit dem bewussten Schlucken fester Nahrung und wird im weiteren Verlauf dann auch auf das Flüssigschlucken ausgedehnt. Können ganze Mahlzeiten und Getränke richtig geschluckt werden, ist es wichtig, dass das neue Verhalten das bisherige Schluckmuster ersetzt und immer öfter „automatisch“ abläuft.
Endziel der myofunktionellen Therapie ist eine ausgeglichene Gesichtsmuskelbalance und darauf aufbauend der unwillkürlich korrekt ablaufende Schluckvorgang.
Häufig muss die logopädische Behandlung mit der kieferorthopädischen Behandlung koordiniert werden. Die myofunktionelle Therapie unterstützt die Regulierung der Zahnstellung und kann die kieferorthopädische Behandlung abkürzen. Je nach Art der Zahnklammer wird die myofunktionelle Therapie parallel zur Kieferorthopädie oder im Vorfeld bzw. direkt nach der kieferorthopädischen Behandlung durchgeführt.
Was ist eine Sprachentwicklungsverzögerung?
Ein Kind hat eine Sprachentwicklungsverzögerung (SEV), wenn es in den Bereichen Sprachverständnis, Artikulation, Wortschatz und/oder Grammatik zeitlich verzögert ist. Die Defizite einer SEV sind in absehbarer Zeit für das Kind aufholbar. Führt die Anwendung nicht üblicher Strategien zum Ziel, sei es auch zeitlich verzögert, ist es keine Störung. (Aus einer nicht aufgeholten SEV kann sich eine SES entwickeln.)
Verzögerter Sprechbeginn („Late Talker“)
Ein Kind gilt dann als Late Talker, wenn es im Alter von 24 Monaten einen aktiven Wortschatz von weniger als 50 Wörtern aufweist und/oder noch keine Zwei-Wort-Kombinationen produziert.
Ca. 1/3 der Late Talker gelingt es, bis zum 3. Geburtstag diesen Rückstand spontan aufzuholen. Diese Kinder werden „Late Bloomer“ oder „Spätstarter“ genannt.
Ein weiteres Drittel dieser Kinder hat bis zum 3. Geburtstag zwar Fortschritte gemacht, ist dennoch noch nicht ganz altersgemäß entwickelt.
Das letzte Drittel der ehemaligen Late Talker hat bis zum 3. Geburtstag eine Sprachentwicklungsstörung entwickelt.
Eine verlässliche Vorhersage, welche Kinder weiterhin Schwierigkeiten in der sprachlichen Entwicklung zeigen und welche Kinder zu den „Aufholern“ gehören werden, ist derzeit noch nicht möglich.
Anhand eines standardisierten Elternfragebogens, eines Sprachverständnistests sowie aus der Beobachtung des kindlichen Spiel- und Kommunikationsverhaltens lassen sich „Risikokinder“ ab einem Alter von 2 Jahren verlässlich identifizieren.
Die logopädische Intervention bei 2-Jährigen besteht neben einer intensiven Beratung und Begleitung der Eltern aus einer gezielten Förderung der Sprachvorläuferfähigkeiten.
So bald das Kind 50 Wörter aktiv benutzen kann, wird es anfangen die Wörter miteinander zu kombinieren und der Wortschatzspurt setzt ein.
Die logopädische Behandlung kann dann (vorerst) beendet werden. Regelmäßige Kontrollen beim Kinderarzt sind ratsam, um die weitere Sprachentwicklung im Auge zu behalten und bei Bedarf frühzeitig reagieren zu können.
Sprechapraxien (Verbale Entwicklungsdyspraxien)
„Dyspraxie ist die Störung der Sprechbewegungsplanung, die sich im Unvermögen zeigt, die Artikulationsorgane für geplante Äußerungen willkürlich und kontrolliert einzusetzen.“ (Becker-Redding)
„My mouth won’t cooperate with my brain …“ (Stackhouse u. Snowling)
Die Begriffe „Dyspraxie“ und „Apraxie“ werden in der Literatur häufig synonym verwendet.
Die Entwicklungsdyspraxie ist von einer erworbenen kindlichen Dyspraxie abzugrenzen (die z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma verursacht wird).
Dabei sind folgende Bereiche intakt und ungestört:
– Die Artikulationsorgane (es bestehen keine motorischen Einschränkungen, wie Lähmungen,Ataxien oder Spastiken etc.)
– Das Sprachsystem (das Sprachverständnis ist altersentsprechend.)
– Die rezeptive Sprechverarbeitung (auditive Diskriminierung, phonologische Fähigkeiten)
Kognitive Fähigkeiten Störungen in diesen Bereichen können jedoch zusätzlich zu einer Verbalen Entwicklungsdyspraxie auftreten!
Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Aussprachestörungen:
Generell gilt es, 3 mögliche Störungsmechanismen von Aussprachestörungen klar zu erkennen und voneinander abzugrenzen:
- Phonetische Störung (s.u. Dyslalie)
- Phonologische Störung (s.u. Dyslalie)
- Dyspraktische Störung
Es ist erforderlich, den Störungsmechanismus eines betroffenen Kindes möglichst klar zu identifizieren, um eine passende und effektive Therapie durchführen zu können!
Dyspraktische Störungen beruhen auf Einschränkungen in der Fähigkeit, die Bewegungen der Artikulatoren für die Bildung von Lauten und Lautfolgen angemessen zu koordinieren – das heißt, vor allem die Verwirklichung von Lautwechseln ist schwer.
Z.B.: Je mehr artikulatorisch zu planen ist, also je länger die Zieläußerung und je mehr Wechsel in Artikulationsart und -ort die Zieläußerung erfordert, desto gestörter bzw. entstellter ist das Ergebnis.
Stottern
„Stottert mein Kind?“ – Sollten sich Eltern oder Erzieher diese Frage über einige Wochen immer wieder stellen, so kann dies der erste Hinweis darauf sein, dass ihr Kind beim Sprechen mehr und auffälligere Unflüssigkeiten zeigt, als es für „Normalsprecher“ üblich ist.
Abgrenzung funktioneller zu stottertypischen Unflüssigkeiten
Jeder Mensch neigt beim Sprechen zu Unflüssigkeiten, z. B.:
- Satzteil-, Wort- und Silbenwiederholungen („Ich will… ich will… ich will Saft haben.“)
- Pausen
- Füllwörter („und“, „äh“, „hmm“, …)
- Satzkorrekturen („Dann sind wir… dann haben wir den Bus genommen.“)
Diese „funktionellen Unflüssigkeiten“ werden auch schon von kleinen Kindern intuitiv genutzt, um ihr Sprechen zu planen. Sie zeigen, dass ein Gedanke noch nicht abgeschlossen ist, oder fordern vermehrt die Aufmerksamkeit eines Zuhörers. „Funktionelle Unflüssigkeiten“ haben also eine nützliche Funktion in unserer Kommunikation und werden vom Gesprächspartner daher nicht als störend wahrgenommen.
Erst Unflüssigkeiten, die überdurchschnittlich häufig auftreten und noch dazu an Stellen, an denen sie der Zuhörer nicht erwartet, werden vom Gegenüber als stottertypische Unflüssigkeiten empfunden. Außerdem deuten Wiederholungen und Dehnungen einzelner Laute (K-k-k-katze, Mmmmama) oder Blockaden, bei denen das Kind mit großer Anstrengung versucht ein Wort zu beginnen, auf eine Stottersymptomatik hin.
Traumatische Erlebnisse, Unfälle, besondere Ereignisse oder das Vorliegen von Sprachentwicklungsstörungen sind nicht die Ursache des Stotterns, können aber dazu beitragen, es auszulösen und aufrechtzuerhalten.
Verlauf eines typischen Stotterbeginns
Der typische Zeitraum für den Beginn des Stotterns liegt zwischen dem 3. und dem 6. Lebensjahr. Ungefähr 5% aller Kinder in diesem Alter haben in ihrer Sprachentwicklung eine Phase, in der sie stottern. Aber nur bei 1% aller Kinder bleibt das Stottern dauerhaft bestehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Stottern mit zunehmendem Alter von allein zurückbildet, ist gering.
Anhand der vorliegenden Stottersymptomatik sind Rückschlüsse auf ein dauerhaft bestehendes Stottern nicht möglich. Aus diesem Grund ist der veraltete Begriff „Entwicklungsstottern“ irreführend, da auch ein erfahrener Sprachtherapeut zum Zeitpunkt der Vorstellung nur feststellen kann, ob derzeit eine Stottersymptomatik vorliegt oder ob es sich um „funktionelle Unflüssigkeiten“ handelt.
Sollten Stottersymptome erkennbar sein, bedeutet das nicht, dass sofort mit einer Therapie begonnen werden muss. Oft reicht zunächst eine gute Elternberatung bei einem auf Stottern spezialisierten Sprachtherapeuten, der Unsicherheiten im Umgang klärt und Hilfestellungen für die richtige Unterstützung des Kindes bietet. Ab wann eine Therapie begonnen werden sollte, ist vom Schweregrad der Symptomatik, vor allem aber vom Leidensdruck von Kind und Eltern abhängig.
Sprachentwicklungsbehinderung
Eine Sprachentwicklungsbehinderung kann sich durch eine Schädigung des Zentralnervensystems, bevor der Spracherwerb abgeschlossen ist, zutragen. Oftmals wird der Begriff in der Sprachheilpädagogik verwendet.
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